Biber beobachten
von Morgane Brosse und Gregory Jäggli
Alle Fotos sind von Morgane Brosse.
Im Frühling, Sommer und Herbst ernähren sich Biber hauptsächlich von Kräutern und Gräsern. Im Winter, wenn keine Kräuter wachsen, beginnen sie, Bäume zu fällen, um ihre Knospen und Rinde zu fressen. Mit den Ästen der gefällten Bäume bauen sie ihre Dämme. Die Dämme bauen sie, um den Wasserstand in ihrem Revier zu kontrollieren. Der Wasserstand muss immer hoch genug sein, damit der Eingang zu ihrem Bau unter Wasser ist. So schützen sie sich vor Räubern und stellen sicher, dass sie ihr ganzes Revier komfortabel schwimmend erreichen können. Im Kanton Zürich gab es beim letzten Monitoring der Biberfachstelle rund 441 Biber, verteilt auf 133 Reviere. In Wallisellen gibt es zwei Reviere, im Grindel und im Industriequartier Herti. In Opfikon liegt nur ein Teil eines Biberreviers am Leutschenbach (s. Beobachtungstipp).
Die orangen Biberzähne sind nicht ungepflegt, sondern mit Eisen verstärkt, um sie zu perfekten Holzfällern zu machen.
Metallisch verstärkte Zähne
Durch Anpassungen an ihren Zähnen werden Biber zu den perfekten Holzfällern. In ihren Zähnen lagern sie Eisenoxid ein, um sie härter zu machen. Dadurch werden die Zähne orange. Auf der Vorderseite sind die Zähne härter als auf der Hinterseite. Die weichere Hinterseite wird beim Nagen stärker abgenutzt und der Zahn schärft dadurch automatisch selbst. Der Mensch hat diese Erfindung kopiert, um selbstschärfende Messer zu entwickeln. Trotz dieser Anpassungen werden die Biberzähne stark abgenutzt. Darum wachsen Biberzähne im Gegensatz zu unseren Zähnen laufend nach. Die Zähne können pro Tag um bis zu einen Millimeter nachwachsen.
Ökosystem-Ingenieure
Indem sie Bäume fällen und Flüsse stauen, verändern sie ihr Habitat sehr stark. In der Biologie werden solche Tiere Ökosystem-Ingenieure genannt. Diesen Titel teilen sie sich mit deutlich
grösseren Tieren wie Elefanten und Walen. Die Biber fällen Bäume, die um ein tausendfaches grösser sind als sie selbst. Im Glattpark haben sie probiert, einige der riesigen Pappeln zu fällen, die
die Stadt darauf mit Drahtgittern schützen musste. Eine Studie der EAWAG hat herausgefunden, dass die Biodiversität in Biberrevieren sehr viel höher ist als in Flussabschnitten, an denen keine
Biber wohnen. Von der Präsenz der Biber profitieren darum auch sehr viele andere Tiere wie Wasservögel, Insekten und Bisamratten. Bisamratten können auf den ersten Blick mit Bibern verwechselt
werden. Sie unterscheiden sich von den Bibern durch ihre viel geringere Grösse und den runden, rattenartigen Schwanz, während Biber die typischen abgeflachten Schwänze besitzen.
Beobachtungstipp
Wer Biber beobachten möchte, kann sein Glück an den Stellen probieren, die wir auf der letztjährigen Exkursion besucht haben. Die bekanntesten und am einfachsten zu beobachtenden Biber sind
allerdings diejenigen, die am Leutschenbach wohnen. Sie haben es auch schon mehrmals ins Fernsehen geschafft. Das Revier der Biberfamilie erstreckt sich vom Glattpark beim Fernsehstudio bis fast
zum Bahnhof Oerlikon. Momentan können sie vor allem im Bachabschnitt neben dem Rietgrabenweg zwischen Fernsehstudio und Bahnlinie beobachtet werden. Die Biberfamilie am Leutschenbach bestand bis
vor kurzem aus dem Elternpaar und zwei Jungtieren aus dem vorletzten Jahr. Da die Mutter gerade geboren hat, haben die Eltern die Jungen mittlerweile verjagt, damit sie sich um die neuen Jungen
kümmern können. Junge Biber werden im April geboren, verlassen im ersten Monat aber den sicheren Bau kaum. Wer die jungen Biber bei ihren ersten Schwimmversuchen beobachten will, kann es gegen
Ende Mai probieren. Der beste Zeitpunkt für die Beobachtung ist nach Sonnenuntergang bis morgens früh. Die Biber sind überhaupt nicht scheu und lassen sich aus genügend Abstand gut beobachten.
Wenn man ihnen zu nahe kommt, verschwinden sie meistens im Wasser, man muss aber mit schmerzhaften Bissen rechnen, wenn man sie bedrängt.
Die hochschwangere Bibermutter.
Die Biberjungen können oft beim Spielen und Kuscheln beobachtet werden.