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Fleischfressende Pflanzen in Wallisellen

Sonnentau, Wasserschlauch und WASSERFalle

von Christine Tanner (Bilder von Christine Tanner, Peter Rüegg und Nadine Koller)

Die öffentliche Führung am 25. Mai bot Gelegenheit, im Moos Wallisellen vorkommende Pflanzen kennenzulernen, die an nährstoff-, v.a. stickstoffarmen Standorten wie Moorgebieten leben. Um den Mangel an Nitrat zu beheben, beziehen sie die notwendige Ergänzung durch die Aufnahme von kleinen Insekten. Aus diesem Grund werden sie Karnivoren oder Fleischfressende Pflanzen genannt. Um ihre Beute zu fangen, haben sie unterschiedliche Anpassungen mit einer Vielfalt von Fangmethoden entwickelt.

  • Klappfallen
  • Saugfallen
  • Gleitfallen und Klebfallen

Im Moos Schönenried Wallisellen kommen aktuell drei verschiedene Gattungen vor:

  • Wasserschlauch (Saugfalle)
  • Wasserfalle (Klappfalle)
  • Sonnentau (Klebfalle)

Christine Tanner vom NVMG erzählte den rund 25 Besucher:innen der geführten Exkursion ins Moos mit viel Leidenschaft und ansteckender Motivation spannende Informationen über die Carnivoren der Umgebung.



Der Wasserschlauch

ist eine wurzellose, frei flutende Pflanze.
Im Moos gedeihen drei der sieben in der Schweiz vorkommenden Arten: Der Südliche Wasserschlauch, der Gewöhnliche Wasserschlauch und der Kleine Wasserschlauch. Die Blätter sind in haarfeine Zipfel zerteilt, die teilweise zu Saugfallen umgebildet und mit Drüsen- und Sinneszellen belegt sind. Die Blüten aller heimischen Utricularia-Arten sind gelb und zweilippig. Am Ende der Vegetationsperiode entwickeln sich an den Triebspitzen Winterknospen, Turionen. Da sie schwerer sind und Gase ausstossen, sinken sie auf den Grund. Sie sind bis zu -15 Grad frosthart. Im Frühjahr steigen sie wieder auf und beginnen erneut mit dem Wachstum.


Die Fangblasen des Wasserschlauchs erreichen im Durchmesser maximal wenige Millimeter. Sie bestehen aus einem Sack und einer annähernd runden Türe. Um die Fallenmündung angebrachte sogenannte Antennen bilden netzartige Trichter mit der Funktion, die Beutetiere auf die Mündung zu lenken sowie zu grosse Tiere abzuwenden.

 

Die Pflanze pumpt zunächst aktiv Wasser aus der Fangblase. Durch den Unterdruck krümmen sich die Blasenwände nach innen. Die Türangel nimmt den oberen Halbkreis der Türe ein, der untere Teil besteht aus dem frei herabhängenden Saum, der von aussen gegen einen leichten Grat auf der breiten halbrunden Schwelle stösst. Diese ist dort, wo die Türe aufliegt, mit einem Pflaster von Drüsenzellen belegt, die Schleim ausstossen, der die Türe wasserdicht schliesst. Eine zusätzliche Sicherung und Abdichtung besteht darin, dass aussen vor der Fallentür eine Membran sitzt, die sich so eng an den unteren Türrand schmiegt, so dass jede Ritze verschlossen wird. Der Grat auf der Schwelle macht, dass die Klappe trotz der unterschiedlichen Druckverhältnisse geschlossen bleibt.

 

Die Aussenseite der Türe trägt eine Anzahl von kugelförmigen Drüsen, die Schleim und Zucker produzieren, um damit Wassertiere anzulocken.

 

Nahe am Saum der Fallentür sitzen nach aussen leicht aufwärts gerichtet vier Borsten. Die leichteste Berührung durch ein kleines Wassertier genügt, dass die Türe über den Grat des Bodens geöffnet wird.

 

Zugleich dehnt sich die Blase aus, die ganze Tür wird durch das einströmende Wasser nach innen geschlagen und das Opfer mit 4m/sec in die Falle gesaugt. Diese unglaubliche Geschwindigkeit sowie die in der Fangblase entstehenden Wirbel machen, dass die Beute keine Chance hat zu entkommen.

 

Kaum ist der Unterdruck im Innern der Blase aufgehoben, schwingt die Tür wieder hinter den Grat der Schwelle zurück und die Beute ist eingeschlossen. Der gesamte Vorgang des Öffnens und Schliessens der Fangblase dauert nicht länger als 10-15 Millisekunden.

 

Innerhalb von einer halben bis zwei Stunden ist ein grosser Teil des Wassers aus der Fangblase hinausgepumpt und der benötigte Unterdruck wiederhergestellt.

 

Nun erfolgt die Phase der Verdauung. Zurück bleiben einzig Chitinteile.


Auch die

Wasserfalle

befindet sich unter Wasser.

 

Die Blätter entlang der ganzen Achse sind in Quirlen angeordnet.

 

Die Fangblätter bestehen aus einer Klappfalle, die derjenigen der Venusfliegenfalle sehr ähnlich ist. Am Rand der Fallen stehen vier bis sechs steife Fühlborsten, die das Schliessen der beiden Hälften der Blattspreite in maximal 1/50 Sekunde veranlassen.

 

Anschliessend wird die Beute mit Hilfe von Verdauungsenzymen zersetzt.



Der rundblättrige Sonnentau

wächst zwischen Torfmoosen und ist mit Klebfallen ausgestattet. An den Blättern der Pflanze befinden sich viele haarfeine, rötliche Drüsenhaare. Deren Drüsen sondern klebrige, nach Nektar duftende Tropfen ab, die in der Sonne glänzen und Insekten anlocken.

 

Die Sekrettröpfchen bestehen aus einer Zuckerlösung sowie Verdauungsenzymen. Wird ein Insekt geködert, bleibt es am Blatt haften.


Bei seinen Befreiungsversuchen berührt es immer mehr der klebrigen Tropfen. Die Anzahl der Tentakel, die gereizt werden, hängt von der Grösse und vom Widerstand des gefangenen Tieres ab, welches Eiweisse abgibt, auf die die Pflanze mit einem Wachstum des Drüsenstiels reagiert.

 

Dabei strecken sich die Seiten des Stiels ungleichmässig. Die äussere Seite wächst mehr als die innere, so dass der Stiel auf diese Weise zu einer Biegung nach innen gezwungen wird. Dadurch wird die Beute fest auf das Blatt gedrückt, bis sie schliesslich innerhalb von acht Stunden vollständig umwickelt ist. Das klebrige Sekret der Drüsen enthält eiweissspaltende Enzyme und Ameisensäure. Dieser Cocktail verdaut ein gefangenes Insekt innerhalb von mehreren Tagen. Übrig bleibt nur der Chitinpanzer.


Wenn später der Verdauungsprozess beendet ist, wiederholt sich dieser Streckungsvorgang auf der gegenüberliegenden Seite des Drüsenstiels, der dadurch wieder in die Ausgangslage zurückkommt. Schliesslich ist das Blatt wieder entrollt und die Blattspreiten wieder flach.

 

Da es für das totale Wachstum der einzelnen Tentakel eine Grenze gibt, kann die Bewegung des Krümmens und Rückkrümmens nicht beliebig oft stattfinden. In der Regel ist es dreimal möglich. Aus diesem Grund ist ein sparsames Verhalten der Pflanze wichtig, indem nur so viele Tentakel aktiviert werden, wie für die Verdauung notwendig sind.

Das Moos Schönried in Wallisellen ist nicht öffentlich zugänglich. Ein Betreten ist Unbefugten strikt verboten.

Weitere Bilder von dieser einzigartigen und spannenden Exkursion ins Moos Wallisellen, finden Sie auf der Website von zwei Exkursionsteilnehmenden: kleinstaunen.ch.