Ein kurzweiliger Vortrag der Naturschutzbiologin Livia Haag
von Lena Escher (Fotos © Lena Escher)
Am 29. November fand ein kurzweiliger Vortrag der Naturschutzbiologin und Haselmausexpertin Livia Haag in der Stadtbibliothek Opfikon statt.
Mit etwas Übung können Sie Spuren von den seltenen Schweizer Flachlandarten Haselmaus und Siebenschläfer entdecken. Und was können wir für deren
Förderung tun?
Im Schweizer Flachland gelten heute beide Arten als gefährdet. So kommen selten Siebenschläfer und noch seltener Haselmäuse vor. Sie gehören beide zu den Bilchen oder Schläfer, sind also keine
Mäuse, aber auch Nagetiere. Neben dem Garten- und Baumschläfer, den anderen in der Schweizer Bergen vorkommenden Schläfer, haben alle leicht buschige Schwänze und können gut klettern.
Haselmäuse und Siebenschläfer schlafen tagsdurch und auch über lange Zeit in den kälteren Monaten (der Siebenschläfer bis zu 10 Monate). Dazu baut sich die Haselmaus mit trockenen Gräsern und
Blättern ein warmes Nest am Boden zwischen alten Ästen oder auch wie der Siebenschläfer in Höhlen. Sie senken ihre Körpertemperatur, so dass nur wenig Energie verbraucht wird, und zehren von
ihren Fettreserven. Energetisch am besten sind daher Winter mit einer schützenden Schneedecke und um die 0 Grad Celsius, was leider mit der Klimaerwärmung immer seltener der Fall ist.
Die Haselmaus findet man in der gut besonnten Strauchschicht, häufig am Waldrand, wo sie im Frühling Knospen, im Sommer Insekten und im Herbst Beeren und Nüsse frisst. Sie nutzt in dieser Zeit
ein gut verstecktes Nest in einem Strauch, wo sie 1-2 Mal Junge aufzieht.
Der Siebenschläfer ist etwas weniger heimlich und anspruchsvoll, man findet ihn auch mitten im Wald, am Waldrand, aber auch im Siedlungsraum, wo er auch einmal Quartier in einem Geräteschuppen
bezieht. Er braucht Bäume und Sträucher und frisst im Herbst viele Eicheln und Bucheckern, profitiert also von Mastjahren.
Die Haselmaus ist eine Flaggschiffart für eine reich strukturierte Landschaft. Sie braucht artenreiche, besonnte Hecken, welche gut miteinander vernetzt sind, denn sie bewegt sich nur bis zu 3m
aus der Deckung heraus. Ihre Feinde sind Füchse, Wiesel, Eulen und auch Wildschweine.
In dem man an geeigneten, artenreichen Waldrändern unter Haselsträuchern angenagte Nussschalen untersucht, können Haselmäuse nachgewiesen werden. Das Nagemuster ist einzigartig. Dazu findet sich
eine gute Anleitung von Pro Natura im Netz (zur Anleitung).
In grösseren Projekten werden auch Spurentunnels in Sträuchern aufgehängt und anhand der Spuren dann die vorkommenden Kleinsäuger festgestellt.
Die Haselmausförderung kann man mit «mehr Hecken, mehr Sträucher, mehr Unterholz» zusammenfassen. Die Waldrandpflege sollte mosaikartig geschehen, auf Käferflächen können zum Beispiel Sträucher
gepflanzt oder im waldnahen Kulturland neue Hecken zur Vernetzung angelegt werden.
Die Biologin Livia Haag arbeitet im praktischen Naturschutz und ist in mehreren Projekten für die Förderung von Kleinsäugern wie der Haselmaus tätig (Förderprogramm Haselmaus – Lebensräume für kleine
Säugetiere in und um Winterthur und Verein Minimus).
Im Rahmen des Vortrages von Livia Haag spendet der Naturschutzverein Mittleres Glattal Fr. 200.- an den Verein Minimus.
Hoffentlich haben auch Sie einmal das Glück, eine Haselmaus oder einen Siebenschläfer beobachten zu können oder zumindest ihre Spuren zu entdecken.